prepo ist ein innovatives Versorgungskonzept, das mobile Handwerksbetriebe mit gesunden, warmen Mittagsmahlzeiten versorgt. Herzstück des Systems ist eine akkubetriebene Kochbox, die Mahlzeiten direkt am Einsatzort automatisch erhitzt. In Kombination mit einer App zur Auswahl, Bezahlung und Abrechnung entsteht ein niedrigschwelliger Service, der sich nahtlos in den Arbeitsalltag integriert. Ziel ist es, die Ernährungssituation von Handwerker:innen nachhaltig zu verbessern, kardiovaskulären Erkrankungen vorzubeugen und langfristig neue Standards für gesundheitsförderliche Arbeitsbedingungen im Handwerk zu etablieren.
Role
Service Designer
Business Designer
UX Research
UI Design
Team
Nils Hermeling
Markus Siegmund
Lena Bauer
Kontext
Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind die häufigste Todesursache in Deutschland und entstehen oft durch vermeidbare Risikofaktoren wie ungesunde Ernährung oder Bewegungsmangel. Besonders im Handwerk fehlt es an grundlegenden Strukturen für eine ausgewogene Mittagsverpflegung: Auf Baustellen gibt es weder Pausenräume noch Kühl- oder Aufwärmmöglichkeiten. Trotz des Wunsches von rund 90 % der Beschäftigten nach gesunder Ernährung führen Zeitdruck, fehlende Infrastruktur und logistische Barrieren dazu, dass häufig auf schnelle, nährstoffarme Snacks zurückgegriffen wird. Diese Versorgungslücke im mobilen Arbeitsalltag verstärkt gesundheitliche Risiken und erschwert präventives Handeln im Betrieb.
Das Ziel von prepo ist es, Handwerker:innen im mobilen Arbeitsalltag eine gesunde, warme und unkomplizierte Mittagsverpflegung zu ermöglichen. Durch die Kombination aus mobilen Kochboxen, digitaler App und nachhaltiger Logistik sollen bestehende Versorgungslücken geschlossen und Barrieren für eine ausgewogene Ernährung abgebaut werden. Langfristig soll das Konzept nicht nur zur Prävention von Herz-Kreislauf-Erkrankungen beitragen, sondern auch neue Standards für gesundheits-förderliche Arbeitsbedingungen im Handwerk schaffen und die Attraktivität der Branche stärken.
prepo ist ein autarkes Versorgungssystem, das gesunde Mahlzeiten direkt in den mobilen Arbeitsalltag integriert. Kernstück ist eine akkubetriebene Kochbox, die tiefgekühlte Gerichte automatisch zur gewünschten Zeit am Einsatzort erwärmt. Ergänzt wird sie durch eine App, über die Mahlzeiten ausgewählt, bezahlt und abgerechnet werden. Dabei können steuerlich geförderte Essenszuschüsse direkt integriert werden, sodass der organisatorische Aufwand für die Betriebe minimal bleibt und die Kosten für Mitarbeitende sinken. Ein nachhaltiges Mehrwegkonzept mit Rückführung und Reinigung der Schalen sorgt zudem für eine ressourcenschonende Logistik. Auf diese Weise entsteht eine warme, ausgewogene Mittagsverpflegung ohne zusätzliche Infrastruktur oder Planungsaufwand.
01. Servicekonzept und Logistik
PREPO ist ein ganzheitliches Versorgungssystem, welches den gesamten Ablauf von der Produktion bis zum Verzehr abdeckt. Regionale Großküchen bereiten tiefgekühlte Mahlzeiten vor, die wöchentlich an die Handwerksbetriebe geliefert und dort in bereitgestellten Gefrierschränken gelagert werden. Mitarbeitende wählen morgens aus einer Auswahl an Gerichten ihr Wunsch-gericht, scannen es per App und legen es in die mobile Kochbox. Am Einsatzort wird die Mahlzeit automatisch zur gewünschten Zeit erhitzt. Nach dem Essen werden die Mehrwegschalen im Betrieb gesammelt, abgeholt, gereinigt und erneut in den Kreislauf eingespeist. So entsteht ein geschlossener Logistikprozess, der Verpflegung, Nachhaltigkeit und einfache Handhabung miteinander verbindet.
02. Kochbox
Die Kochbox ist akkubetrieben, mobil nutzbar und speziell auf die Anforderungen des Handwerks zugeschnitten. Sie vereint Kühlung und punktgenaues Erwärmen in einem Gerät und ermöglicht damit den Verzehr von Mahlzeiten auch auf Baustellen ohne vorhandene Infrastruktur. Um den Einsatz im Arbeitsalltag zu erleichtern, wurde die Bedienung bewusst reduziert: Über zwei Pfeiltasten lässt sich die Fertigstellungszeit direkt einstellen, alternativ kann sie flexibel über die App angepasst werden. So unterstützt die Kochbox bestehende Pausenroutinen, ohne zusätzliche Planung oder Aufwand zu erfordern.
03. App
Die prepo-App ist die digitale Schnittstelle des Systems. Sie ermöglicht die einfache Auswahl sowie Bezahlung von Mahlzeiten und integriert steuerlich geförderte Essenszuschüsse direkt in den Bezahlprozess. Für Mitarbeitende reduziert das die Kosten, für Betriebe den administrativen Aufwand. Neben Abrechnung und Transparenz liefert die App auch Nährwertinformationen, erlaubt individuelle Einstellungen der Verzehrzeit und bietet Feedbackfunktionen zur kontinuierlichen Verbesserung. Damit verknüpft die App Ernährung, Gesundheitsförderung und digitale Nutzererfahrung in einem Tool.
04. Gesundheitsnutzen
Im Mittelpunkt von prepo stehen Mahlzeiten, die auf die Bedürfnisse körperlich aktiver Berufe abgestimmt sind. Die angebotenen Gerichte sind proteinreich, sättigend und zugleich leicht verdaulich. Sie orientieren sich an aktuellen ernährungswissenschaftlichen Empfehlungen und tragen dazu bei, das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen nachhaltig zu senken. Darüber hinaus stärkt prepo das Bewusstsein für gesunde Ernährung im Arbeitsalltag und schafft Chancengleichheit: Handwerker:innen, die bislang kaum Zugang zu frischen, ausgewogenen Mahlzeiten hatten, können nun unkompliziert von einer gesundheits-förderlichen Ernährung profitieren.
05. Ansprache der Zielgruppe
prepo richtet sich gezielt an Handwerker:innen und Betriebe und setzt dabei auf eine direkte, ehrliche und unkomplizierte Kommunikation.Im Mittelpunkt steht die persönliche Bindung, die durch feste Ansprechpartner:innen, humorvolle Momente im Alltag und eine authentische Sprache entsteht. Dabei wird der gesundheitliche Aspekt bewusst niedrigschwellig vermittelt, nicht belehrend, sondern als praktischer Service, der den Arbeitsalltag erleichtert. Erste Werbekampagnen verdeutlichen diese Haltung und zeigen, wie prepo mit Humor, Ehrlichkeit und Verantwortungsbewusstsein für die Gesundheit wirksam in der Lebensrealität der Handwerker:innen verankert werden kann.
Zu Beginn der Arbeit wurde eine Wicked Problem Map entwickelt, um die Vielschichtigkeit der Fragestellung zu erfassen. Sie zeigt, dass gesundheitliche Herausforderungen nicht auf individueller Ebene entstehen, sondern in einem Geflecht aus gesellschaftlichen, wirtschaftlichen, politischen und psychologischen Faktoren verankert sind. Einflussgrößen wie Lobbyismus, fehlende gesetzliche Vorgaben, ökonomischer Druck auf das Gesundheitssystem, mangelnde Gesundheitsbildung oder eingeschränkter Zugang zu gesunden Angeboten erschweren gesunde Entscheidungen. Viele dieser Aspekte greifen ineinander und verstärken einander, etwa wenn Arbeitsbelastung zu Zeitmangel führt und dadurch ungesunde Ernährung begünstigt wird. So wird deutlich, warum es Menschen im Alltag schwerfällt, einen gesunden Lebensstil umzusetzen.
Zur systemischen Analyse gesundheitlicher Verhaltensweisen wurden fünf Ecosystem Maps erstellt: Ernährung, Sport, medizinische Versorgung, Arbeit & Stress sowie Rauch-, Alkohol- und Drogenkonsum. Ziel war es, die vielschichtigen Rahmenbedingungen sichtbar zu machen, in denen individuelle Entscheidungen entstehen.
Die Maps verdeutlichen, dass Verhalten nicht isoliert verstanden werden kann, sondern in komplexe Systeme eingebettet ist. Individuelle Motive, soziale Beziehungen, institutionelle Strukturen, normative Erwartungen und kulturelle Symboliken greifen ineinander und prägen Entscheidungen. So wird Ernährung nicht nur durch persönliche Vorlieben bestimmt, sondern durch globale Produktions- und Konsumketten, Marketingstrategien und gesellschaftliche Werte. Sport zeigt sich als Kreislauf aus Motivation, Ressourcen, sozialen Einflüssen und körperlichen Rückmeldungen. Die medizinische Versorgung offenbart Distanz und Barrieren durch fragmentierte Strukturen und begrenzte Zugangswege. Arbeit und Stress entstehen aus einem Zusammenspiel äußerer Anforderungen, innerer Ansprüche und fehlender Ausgleichsmechanismen. Rauch-, Alkohol- und Drogenkonsum wiederum verdeutlichen das Spannungsfeld aus sozialer Akzeptanz, Verfügbarkeit und individuellen Bewältigungsstrategien.
Aus der Analyse wird deutlich, dass insbesondere Ernährung und Sport zentrale Hebel für präventive Ansätze darstellen. Sie bieten konkrete Ansatzpunkte, um positive gesundheitliche Effekte im Alltag zu verankern.
Die Anwendung des Behaviour Change Wheel auf Ernährung und körperliche Aktivität verdeutlicht, dass nachhaltige Verhaltensänderungen nur durch das Zusammenspiel von Fähigkeiten (Capability), äußeren Rahmenbedingungen (Opportunity) und Motivation erreicht werden können. Fähigkeiten werden durch Trainingsmaßnahmen, Informationsangebote und praktische Hilfen gestärkt, während äußere Rahmenbedingungen sowohl physische als auch soziale Faktoren adressieren, die gesunde Entscheidungen oder Bewegung erleichtern. Motivation wird über reflektive und automatische Mechanismen beeinflusst wie beispielsweise durch Aufklärung, positive Rollenvorbilder, Gamifizierung oder architektonische und technologische Interventionen.
In der Analyse zeigt sich, dass reine Wissensvermittlung nicht ausreicht. Effektive Interventionen müssen mehrere Ebenen gleichzeitig ansprechen, um Barrieren abzubauen und unterstützende Strukturen zu schaffen. Politische, infrastrukturelle und gesellschaftliche Maßnahmen ergänzen individuelle Ansätze, indem sie Rahmenbedingungen schaffen, die gewünschtes Verhalten erleichtern. Für die Ernährung bedeutet dies eine bessere Verfügbarkeit gesunder Lebensmittel und soziale Programme, während für körperliche Aktivität Bewegungsinfrastruktur, Community-basierte Angebote und spielerische Elemente zentrale Hebel darstellen. So wird deutlich, dass Prävention nicht allein auf individueller Ebene ansetzen darf, sondern systemische Veränderungen erfordert, um gesunde Routinen nachhaltig zu etablieren.
Da Menschen den Großteil ihres Lebens im Arbeitskontext verbringen, rund 230 Tage pro Jahr über mehrere Jahrzehnte, wird Ernährung im beruflichen Alltag zu einem zentralen Hebel für Prävention. Während Büroangestellte oft von Kantinen, Lieferservices oder Kühlinfrastruktur profitieren, fehlen mobil tätigen Berufsgruppen wie Handwerker:innen entsprechende Angebote. Um die spezifischen Bedürfnisse dieser Zielgruppe zu verstehen, wurden Interviews und eine User Journey Map eingesetzt.
Darauf aufbauend entstanden mehrere Konzeptideen: ein Essenslieferservice, der frische Mahlzeiten direkt auf die Baustelle bringt, mobile Kochboxen mit vorbereiteten Zutaten, Mini-Mensen in Supermärkten, Verpflegungsautomaten an Baustoffhöfen sowie Snackboxen, die morgens im Betrieb bereitstehen.
Die Konzepte wurden in Kooperation mit Handwerksbetrieben getestet. Die Ergebnisse verdeutlichten, dass unregelmäßige Pausenzeiten, der zeitaufwendige Weg zu Supermärkten oder Imbissen und fehlende Kühlmöglichkeiten zu zentralen Problemen gehören. Abholungslösungen erwiesen sich als wenig praktikabel, während ein direkt verfügbares Angebot am Arbeitsplatz hohe Zustimmung fand. Besonders die Kochbox überzeugte: Sie ermöglichte eine frische, warme Mahlzeit unabhängig von festen Pausenzeiten und wurde als unkompliziert in den Arbeitsalltag integrierbar beschrieben. Damit rückte sie als vielversprechendste Lösung in den Mittelpunkt der weiteren Entwicklung.
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